Die Gefahr aus der Natur

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Allergie bei Magnolie

Bei der Entwicklung eines naturkosmetischen Produktes hatte ich ein Produkt gegen ein zertifiziertes Equivalent ausgetauscht. Und da ich von Natur aus neugierig bin, teste ich meine Entwicklungen an mir selber. So weiß ich, wie das kosmetische Produkt wirkt und kann meine Kunden entsprechend beraten. Doch diesmal hatte ich den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben – ich bekam eine saftige allergische Reaktion.

Um die Wirkung auch tatsächlich dem ausgetauschten Produkt zuzuordnen, machte ich weitere Selbstversuche in der Ellbogenbeuge. Aber obwohl seit der ersten allergischen Reaktion bereits 2 Monate vergangen waren, wurde die Reaktion diesmal noch heftiger. Nicht nur, dass die Haut rot wurde, sich Juckreiz an den Gliedmaßen einstellte, nein, die Haut wurde sogar zerstört!

Soviel zur Gefährlichkeit eines Entwicklers von kosmetischen Produkten. Aber was lerne ich daraus? Die Natur ist unser größter Freund, aber auch unser größter Feind. Alles was grün ist, ist nicht unbedingt harmlos. So sind viele pflanzliche Öle heilend und werden schon seit Jahrtausenden eingesetzt. Aber uns ist der natürliche Spürsinn für Gefahren abhanden gekommen. Das „Kräuterweiblein“ vergangener Tage kannte noch viele Heilpflanzen und welche Pflanzen zu meiden sind. Doch durch den heutigen Drang nach Naturprodukten werden viele Stoffe extrahiert, die auch schädliche Auswirkungen haben. Die Folge – in der Regel bleibt es bei allergischen Reaktionen in der Kosmetik, aber es können auch weitreichende Krankheiten bis zum Tode beobachtet werden, wenn man das Gefährdungspotenzial der Pflanzen außer acht läßt.

Warum ist das so? Naturprodukte bestehen nicht aus einem Stoff, sondern aus einem komplexen Gemisch. Wir können heute noch nicht einmal beurteilen, ob wir alle Inhaltsstoffe analysieren können. Das hängt mit der Fähigkeit der analytischen Methoden zusammen. Zwar können wir heute schon sehr viele Inhaltsstoffe identifizieren, aber ob das Ende der Fahnenstange schon erreicht ist, wissen wir vielleicht in vielen Jahren. Als sehr komplexes Gemisch sei der Kaffee genannt. Kaffee besteht aus über 1000 verschiedenen Inhaltsstoffen. Die Zusammensetzung schwankt je nach Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit oder auch dem Röstvorgang. Wenn wir also ein und diesselbe Kaffesorte aus ein und demselben Anbaugebiet zu unterschiedlichen Zeiten unter die Lupe nehmen, finden wird zwar die Inhaltsstoffe, aber jeweils unterschiedliche Konzentrationen. Das erleben wir auch bei allen anderen Naturprodukten. Das führt dazu, dass manche Produkte, die keine allergenen Inhaltsstoffe haben, zu keinen Problemen mit der Haut führen. Andere Naturstoffe können dagegen durchaus mal mehr, mal weniger allergen sein.

Chemisch synthetisierte Stoffe sind eindeutig charakterisiert. Man kennt ihre Zusammensetzung und kann entscheiden, welche Nebenprodukte schädlich sind und welche nicht. So kann der Chemiker über den Syntheseweg mit anschließender Reinigung entscheiden, ob ein Produkt für die Kosmetik geeignet ist oder nicht. Allergene Stoffe könne auf diese Weise weitgehend ausgeschlossen werden. Das Restrisiko ist bekannt.

Letztlich entscheidet der Käufer bzw. die Käuferin eines Produktes, ob er/sie die ein oder andere Variante bevorzugt.